„DAS DUO ALIADA  VERSTAND ES, MIT SEINER  SCHWUNGVOLLEN INTERPRETATION AUCH  ZU  ZWEIT EIN ORCHESTRALES GEFÜHL  IM  VADUZER RATHAUSSAAL ZU  ERZEUGEN,  DEM  GARANTIERT  EIN  LANG ANHALTENDER APPLAUS EINES GROSSEN PUBLIKUMS GEFOLGT WÄRE, HÄTTE MAN PUBLIKUM  IM  SAAL  ZULASSEN  DÜRFEN“

 

18.01.2021 – Volksblatt.li

Als der Belgier Adolphe Sax im Jahre 1840 ein neuartiges Instrument auf den Markt brachte, welches klanglich zwischen dem wärmend-biegsamen Ton der Klarinette und dem eher durchdringenden, näselnden Sound der Oboe liegen sollte, hatte er durchaus den Einsatz seines neuen Instruments in klassischen Sinfonieorchestern im Sinn. Wie wir mittlerweile wissen, konnte sich das Saxofon im Orchester nie durchsetzen, sondern erlebte seinen grossen Aufschwung erst im auf kommenden New-Orleans-Jazz an der Wende zum 20. Jahrhundert und später im Umfeld von Pop, Rock und Tanzmusik. Und dass das Akkordeon auch jenseits der Volksmusik ein ernsthaftes Instrument sein kann, wissen wir auch erst seit den gewissenhaften Versuchen eines Astor Piazzolla, den Tango zu einer Kunstform für die Konzertsäle zu erheben.

Aber genau mit dem Ziel, die überraschend vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieser zwei eher randständigen Instrumente auch in die Mitte der Klassik zu rücken, taten sich der polnische Saxofonist Michał  Knot und der serbische Akkordeonist Bogdan Laketić anno 2013 in ihrem gemeinsamen Wahllebensort Wien zum Duo Aliada – spanisch für Allianz – zusammen. Mit eigenen Arrangements klassischer und moderner Werke vom 17. bis zum 20. Jahrhundert bringen sie in ihrer ungewöhnlichen Besetzung seither neue Klangnuancen  auf die Bühne, und sie können mittlerweile auch auf etwa zehn Werke verweisen, die von verschiedenen Komponisten eigens für ihr Duo verfasst wurden. West-östliche Dialoge landtagswahlen.fbp.li/medien Für ihre sonntägliche Erlebe-SOL Konzertmatinee hatte das Duo einen bunten Mix aus klassischen und modernen Stücken mitgebracht, der nicht nur Brücken zwischen Barock und Zeitgenössischem, sondern auch zwischen europäischen und amerikanischen Komponisten schlagen sollte.

Erstaunlich, mit welch selbstverständlicher Eleganz man als Zuhörer zum Auftakt einige Auszüge aus J.  S. Bachs Goldberg-Variationen serviert bekam, als hätte der Barockmeister sein Werk tatsächlich für die zu seiner Zeit noch gar nicht bekannten Instrumente Sopransaxofon und Akkordeon komponiert. Dazu  verstand  es  Michał  Knot  aber  auch,  seinem Sopransaxofon eine oboenhaft leichte Tonlinie zu  entlocken, während  Bogdan  Laketić  am  Akkordeon elegant alles zwischen  Generalbass und Melodie zu  erzeugen wusste, was man sonst nur von einem Klavier  oder  einer  Orgel  erwarten  würde. Schwungvoll folgte ein russischer Tanz aus Igor Strawinskys BalIm Erlebe-SOL-Livestream-Konzert bewies  das Duo Aliada  seine Qualitäten.

 Eine besondere Entdeckung bildeten  die  beiden nordischen Volksweisen  «Drømte mig en  drøm» und «Polska von Dorotea»  und  dann die  bildhaft  dicht  gesetzte Komposition  «Das  Sargschiff», welches der polnische Komponist und Cellist Tomasz Skweres vor zwei Jahren  für das Duo Aliada  verfasst hatte. In diesem Stück setzt Skweres ein dramatisches Memento für das triste Schicksal der irischen Hunger- und Armutsauswanderer des 19. Jahrhunderts, die sich mit teils abgewrackten Schiffen nach Amerika aufmachten, wobei etliche dieser Schiffe ihr Ziel nie erreichten. Wer sich hier an die verzweifelten Schicksale der heutigen Mittelmeer-Bootsflüchtlinge erinnert fühlt, dürfte nicht ganz daneben liegen.

Aaron Coplands Drei Stimmungen – «Verbittert», «Wehmütig» und «Jazzig»  – setzten anschließend ebenso farbige Gefühlsakzente wie George Gershwins Drei Präludien. Gerade diese beiden Komponisten setzen ihr amerikanisches Idiom an der Kreuzung zwischen klassischen Ambitionen und  moderner  Unterhaltungsmusik. Arturo Márquez’ kubanisches «Danzón Nr. 2» schliesslich  wurde 2007 im  europäischen  und amerikanischen  Tourneeprogramm  des  «Simon Bolivar Youth Orchestra of Venuzuela»  unter der Leitung von Gustavo Dudamel zu einem bekannten Welthit.

Das Duo Aliada verstand es, mit seiner schwungvollen Interpretation auch zu zweit ein orchestrales Gefühl im Vaduzer Rathaussaal zu erzeugen, dem garantiert ein langanhaltender Applaus eines grossen Publikums gefolgt wäre, hätte man Publikum im Saal zulassen dürfen. Aber wie sagte SOL-Präsident Ernst Walch am Beginn der Livestream Übertragung: «Wir spielen trotz Corona – weil Musik lebenswichtig ist.»Das Duo Aliada bewies es aufs Schönste.

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