„Denn Michal Knot mit seinem Sopransaxophon und der Akkordeonist Bogdan Laketic sind zwei absolute Lustmusiker“
„Wenn der polnische Saxophonist Michal Knot und der aus Serbien stammende Akkordeon-Virtuose Bogdan Laketic zusammen Musik machen, öffnen sich neue Welten“
„Mit herausragender Virtuosität, emotionalem Vortrag und Leidenschaft für ihre Instrumente schaffen sie neue Klangfarben“
„Überragendes technisches Niveau lässt Naturgewalten vor Augen stehen“
Kritik – inFranken.de
https://www.infranken.de/lk/gem/slawische-leidenschaft-mit-neuen-klaengen-art-5089250
https://www.infranken.de/lk/bad-kissingen/bad-kissingen-klassischer-ernst-und-jazziges-vergnuegen-art-5089593
10.10.2020 – Bad Kissingen Regentenbaum
Im Kissinger Spätsommer sind neue Stile zu entdecken. Das Duo Aliada lässt mit Sopransaxophon und Akkordeon Bach, Grieg und Gershwin völlig neu klingen. Das Sopransaxophon verbindet man allgemein mit Jazz, Tanz- und Folkmusik. Beim “Schifferklavier” denkt der Musikfreund an gesellige Schunkelrunden und musikalische Seligkeit.
Wenn aber der polnische Saxophonist Michal Knot und der aus Serbien stammende Akkordeon-Virtuose Bogdan Laketic zusammen Musik machen, öffnen sich neue Welten. Mit herausragender Virtuosität, emotionalem Vortrag und Leidenschaft für ihre Instrumente schaffen sie neue Klangfarben. Gut, dass sie Gershwin draufhaben, war vielleicht zu erwarten, dass Aliada, (=spanisch: Verbindung, so nennen sich die in Wien ausgebildeten Künstler, die seit 13 Jahren zusammenspielen), aber Klassiker orchestraler Musik mit ihrem Instrumentarium zu einem außergewöhnlichen Spektrum neuer Klangteppiche ausbreiten, das nimmt sofort gefangen. Da hört man Stücke, die man gut zu kennen glaubt, völlig neu.
Tiefgründige Auseinandersetzung mit den Kompositionen und Kenntnis aller Möglichkeiten des Instruments sind Voraussetzung für so variantenreiche Arrangements. Strawinskys “Russischer Tanz” erklingt wie von kleinem Orchester gespielt, das Akkordeon ist die Orgel, die Register zieht das Sopransaxophon, mischt Flöte und Geige in den Klang, und schon tanzt die Puppe Petruschka auf dem Jahrmarkt von St. Petersburg.
Andere Stimmung bei Edvard Griegs Holberg Suite. Zunächst stimmt Aliada mit elegischen Solopassagen des Akkordeons auf ruhige nordische Klanglandschaften ein, zeigt aber im dritten Satz das andere Gesicht Norwegens, wo sich Stürme austoben. Virtuose Dialoge zwischen dem eisklirrenden Sopransaxophon und den rasenden Läufen auf der Tastatur des Akkordeons. Überragendes technisches Niveau lässt Naturgewalten vor Augen stehen. In einer nächsten Sequenz Grenzüberschreitung bei Bach. Überraschend klar hört man das für den Großmeister so typische eigenständige Leben von Melodie und Begleitung sich verirren und harmonisch wieder zusammenfinden.
Ihre Balkan-Impressionen sind eine Hommage an die Lebensfreude, weitab von klischeehafter Polka-Seligkeit und dann – gewollter Kontrast – T. Skweres: Coffin Ship. Zeitgenössische Musik aus dem Jahr 2018 mit zeitkritischem Bezug, wie Bogdan Laketic in seiner Moderation ankündigt, denn die darin beschriebene Schiffskatastrophe irischer Hungersnotflüchtlinge im frühen 19. Jahrhundert ist heute wieder beklemmende Wirklichkeit. Wie Aliada es aber schafft, betuliches Ozeandampfertuten und grelle Schiffssirenen erklingen zu lassen, Möwengeschrei und aufkommenden Sturm zu vermitteln und selbst letzte Luftblasen des Untergangs hörbar zu machen, das war eine wuchtige Anklage.
Das fand auch Malte Meinck, Künstler, Geschäftsinhaber, Sponsor, und erinnerte, wie dieser Nachmittag eigentlich geplant war: Der Kissinger Sommer kommt in die Stadt, mitten in die Stadt, in die Fußgängerzone, zu den Leuten. Kein Eintritt. Aber die coronabedingten Anforderungen waren nicht zu erfüllen.
11.10.2020 – Bad Kissingen Kurgarten
Wenn man’s recht bedenkt, war das vierte Konzert des Kissinger Spätsommers eine Premiere: Es war das erste Konzert ,das tatsächlich so wie geplant stattfinden konnte – und an dem Ort, an dem es vorgesehen war: kein Verzicht auf irgendwelche Interpreten, kein Umzug in den Max-Littmann-Saal. Das “Duo Aliada” konnte bei seinem zweiten Festivalauftritt da musizieren, wo es angekündigt war: beim Jazz Breakfast im Kurgartencafé. Das war gut so, weil die Musik so wunderbar in diesen hellen Rahmen passte.
Denn Michal Knot mit seinem Sopransaxophon und der Akkordeonist Bogdan Laketic sind zwei absolute Lustmusiker, die auch ein entsprechendes Programm zusammengestellt hatten: eine Kombination aus klassischem Ernst und jazzigem Vergnügen. So war es nicht verwunderlich, dass diese morgendliche Reise in New York begann, mit zwei Komponisten, die klassisch ausgebildet, aber sehr stark vom Jazz beeinflusst waren: George Gershwin und Aaron Copland. Von Ersterem hatten sie zunächst sechs Nummern aus “George Gershwin’s Songbook” ausgewählt – von “Clap Yo’ Hands” über “The Man I Love” und “Oh, Lady Be Good” bis “I Got Rhythm” – sechs Songs, die man alle gut kannte, aber eben nicht in dieser Besetzung: natürlich sehr melodiebetont in beiden Instrumenten, aber auch farblich und virtuos enorm verdichtet und mit großem Schwung musiziert.
Dazu kamen etwas später die “Three Preludes”, die schon vom Namen her europäische Wurzeln verraten, sich tatsächlich aber völlig abgenabelt haben. Es geht hier um lustvolle Klänge, widerborstige Rhythmen, konfliktbeladene Harmonien – also um Überraschungen. Und die reizten Knot und Laketic bis an die Grenzen aus mit schneidender Präzision, bis zum Zerreißen gespannten Verschleifungen und federnder Motorik. Wobei ihnen natürlich entgegenkam, dass ihre beiden Instrumente sich in den Klangfarben einerseits bis zur Deckungsgleiche entgegenkamen, andererseits aber auch totale Kontraste erzeugen konnten. Nicht immer war sofort klar, wer welchen Ton spielte – ein Phänomen, das auch Aaron Coplands “Three Moods” (“Drei Stimmungen”) entgegenkam, in denen die Musik geradezu plakative erzählerische Kraft entwickelte. Man konnte sich das “Embittered” (“Verbittert”) oder “Wistful” (“Wehmütig”) mit seinen klagenden Phrasierungen auch sehr gut an sich selbst vorstellen.
Eine heitere Rarität waren die ursprünglich für Klavier geschrieben Kinderlieder von Chick Corea, von denen das Duo vier ausgewählt hatte. Für Kinder wegen ihrer überschaubaren und nachvollziehbaren Melodien. Aber in der Ausführung ist Chick Corea – das zeigte auch die hochvirtuose Interpretation des Duos Aliada – doch immer wieder der powernde Jazzer durchgegangen.
Natürlich musste wenigstens ein Stück aus der Volksmusik im Programm sein. Denn für einen Serben – außer Bogdan Laketic – ist es unvorstellbar, dass man mit der “Quetschkommode” etwas anderes als Volks- und Tanzmusik spielt, und schon gar nicht Klassik. So spielte der erst eine wunderschön ruhige, klangfarbenreiche Improvisation über ein serbisches Lied. Und dann, mit Michal Knot, “Žikino kolo”, einen serbischen Volkstanz “à la Sirtaki”, einen Reihentanz, der so lange beschleunigt wird, bis auch der letzte der Tänzer den Atem verloren hat. An sich schon ein musikalisch und rhythmisch mitreißendes Ereignis, aber zusätzlich verstärkt durch die raffinierten, virtuosen Verzierungen der Musiker.
Zu Ende ging das Konzert mit zwei ungemein populären Werken. Wer den Namen Darius Milhaud hört, denkt automatisch an “Brazileira” aus der “Scaramouche-Suite”. Das gibt es in allen möglichen Besetzungen – das Original ist für zwei Klaviere. Zuletzt haben es beim Kissinger Sommer Sabine Meyer und Fazil Say über die Bühne gejagt, und jetzt Michal Knot und Bogdan Laketic. Das war insofern noch spannender, als das Saxophon mit seinem fülligeren Klang dem Akkordeon stärkeren Widerpart geben konnte als die Klarinette. Die beiden konnten hinlangen, mit feuriger Rasanz, mit Lust an völlig verqueren Rhythmen und einer pfiffigen Melodie, mit absolut variablen Klangfarben in einem Miteinander und kontrollierten Gegeneinander. Hingerissen hörte man zu und wunderte sich am Ende, dass die beiden gleichzeitig aufhörten. Arturo Marquez” Danzón Nr. 2 ist so etwas wie die heimliche mexikanische Nationalhymne, auch wenn er kubanischen Ursprungs ist. Das Akkordeon spielte hier einen melancholischen Einstieg, der immer tänzerischer wurde, bis sich das Saxophon einmischte und in einen spannenden Dialog eintrat. Wobei diese Spannung weniger durch Tempo, sondern durch Intensität erzeugt wurde, durch ein perfektes Belauern und Aufeinander-Eingehen. Plakative Mätzchen hätten da nur gestört.
Zwei Zugaben spielte das Duo: die wunderbaren “Rumänischen Tänze” von Béla Bartók und schwedische Volksmusik, “Polska från Dorotea”.
inFranken.de
„Michal Knot with his soprano saxophone and the accordionist Bogdan Laketic are two musicians of absolute passion”
„With outstanding virtuosity, emotional performance and passion for their instruments – they create new sounds.”
„When the Polish saxophonist Michal Knot and the Serbian accordion virtuoso Bogdan Laketic play music together, new worlds open up.“
„Outstanding technical level”
Concert review – inFranken.de
Translation from German by Duo Aliada
https://www.infranken.de/lk/gem/slawische-leidenschaft-mit-neuen-klaengen-art-5089250
https://www.infranken.de/lk/bad-kissingen/bad-kissingen-klassischer-ernst-und-jazziges-vergnuegen-art-5089593
10.10.2020 – Bad Kissingen Regentenbaum
At the Kissinger Sommer Festival new styles can be discovered. The Duo Aliada makes Bach, Grieg and Gershwin sound completely new with soprano saxophone and accordion. The soprano saxophone is generally associated with jazz, dance and folk music but when the Polish saxophonist Michal Knot and the accordion virtuoso Bogdan Laketic, who comes from Serbia, make music together, new worlds open up. With outstanding virtuosity, emotional performance and passion for their instruments, they create new sounds. It is good that they have Gershwin in their program – the classics of orchestral music with their instruments, spread out to an extraordinary spectrum of new sounds, which captivates immediately. One hears a completely new face of pieces that one thinks one knows well.
Profound examination of the compositions and knowledge of all the possibilities of the instrument are prerequisites for such varied arrangements. Stravinsky’s “Russian Dance” sounds as if played by a small orchestra, the accordion is the organ, the stops are pulled by the soprano saxophone, the flute and violin are mixed into the sound, and the puppet Petrushka is dancing at the St. Petersburg fair.
A different mood in Edvard Grieg’s Holberg Suite. At first Aliada sets the mood for quiet Nordic soundscapes with elegiac solo passages of the accordion, but in the third movement he shows the other face of Norway, where storms are raging. Virtuosic dialogues between the ice-cracking soprano saxophone and the furious runs on the accordion’s keyboard. Outstanding technical level lets forces of nature stand before our eyes. In a next sequence, the border crossing of Bach. Surprisingly clearly one hears the independent life of melody and accompaniment, so typical for the grandmaster, getting lost and harmoniously coming together again.
Thier Balkan impressions are a homage to the joy of life, far from clichéd polka bliss, and then – intentional contrast – T. Skweres: Coffin Ship. Contemporary music from the year 2018 with a timely on references. It was a powerful indictment of how Aliada manages to make the ocean and ship sounds, to convey seagull cry and the approaching storm, and to make even the last bubbles of the sinking audible.
Malte Meinck, artist, business owner, sponsor, also thought so, and recalled how this afternoon was actually planned: The Kissinger summer comes to the city, to the middle of the city, to the pedestrian zone, to the people. No entrance fee. But the corona requirements could not be met.
11.10.2020 – Bad Kissingen Kurgarten
If you think about it, the fourth concert of the Kissinger Late Summer was a premiere: it was the first concert that could actually take place as planned – and at the place it was intended to be: no renunciation of any performers, no moving to the Max Littmann Hall. The “Duo Aliada” was able to play at its second festival appearance where it was announced: at the Jazz Breakfast in the Kurgartencafé. That was a good thing, because the music fitted so wonderfully into this bright setting.
Because Michal Knot with his soprano saxophone and the accordionist Bogdan Laketic are two absolute pleasure musicians, who had also put together an appropriate program: a combination of classical seriousness and jazzy pleasure. So it was not surprising that this morning’s journey began in New York, with two composers who were classically trained but very much influenced by jazz: George Gershwin and Aaron Copland. From the former, they had initially selected six numbers from “George Gershwin’s Songbook” – from “Clap Yo’ Hands” to “The Man I Love” and “Oh, Lady Be Good” to “I Got Rhythm” – six songs that were all well known, but not in this line-up: naturally very melodic in both instruments, but also enormously condensed in color and virtuosity and played with great verve.
A little later the “Three Preludes” were added, which already betrayed European roots by their name, but in fact completely cut the cord. It’s all about lustful sounds, unruly rhythms, conflict-laden harmonies – in other words, surprises. And they pushed Knot and Laketic to their limits with cutting precision, abruptly stretched to breaking point, and springy motor skills. And of course they were accommodated by the fact that their two instruments were congruent in their timbres on the one hand, but on the other hand they could also create total contrasts. It was not always immediately clear who played which tone – a phenomenon that also suited Aaron Copland’s “Three Moods”, in which the music developed an almost striking narrative power. One could also imagine the “Embittered” (“Bitter”) or “Wistful” (“Wistful”) with its plaintive phrasing very well in itself.
A cheerful rarity were the children’s songs by Chick Corea, originally written for piano, of which the duo had selected four. For children because of their manageable and comprehensible melodies. But in the execution Chick Corea – as the highly virtuoso interpretation of the Duo Aliada also showed – has always been a powerful jazz musician.
Of course, there had to be at least one piece of folk music in the program. Because for a Serb – with the exception of Bogdan Laketic – it is unimaginable to play anything other than folk and dance music with the “squeezebox”, and certainly not classical music. So he first played a beautifully calm, colorful improvisation on a Serbian song. And then, with Michal Knot, “Žikino kolo”, a Serbian folk dance “à la Sirtaki”, a row dance that is accelerated until even the last of the dancers has lost his breath. In itself a musically and rhythmically stirring event, but additionally strengthened by the refined, virtuoso ornamentation of the musicians.
The concert ended with two incredibly popular works. Whoever hears the name Darius Milhaud automatically thinks of “Brazileira” from the “Scaramouche Suite”. It is available in all possible instrumentations – the original is for two pianos. Most recently, Sabine Meyer and Fazil Say chased it across the stage during the Kissinger Summer, and now Michal Knot and Bogdan Laketic. This was even more exciting because the saxophone with its fuller sound could give the accordion a stronger counterpart than the clarinet. The two of them could reach out with fiery speed, with a desire for completely unorthodox rhythms and a smart melody, with absolutely variable timbres in a togetherness and controlled opposition. The audience listened rapturously and was surprised at the end that they stopped at the same time. Arturo Marquez” Danzón No. 2 is something like the secret Mexican national anthem, even though it is of Cuban origin. Here the accordion played a melancholic entry, which became more and more dance-like until the saxophone joined in and entered into an exciting dialogue. This tension was created less by tempo than by intensity, by a perfect stalking and interaction. Bold antics would have only disturbed this.
The duo played two encores: the wonderful “Romanian Dances” by Béla Bartók and Swedish folk music, “Polska från Dorotea”.